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Elton John – vom Paradiesvogel zum LGBTQI-Vorbild

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LGBTQ - In einem Interview für die Rolling Stone bekannte er sich 1992 offen zu seiner Homosexualität und beendete die langwierigen Diskussionen um seine sexuelle Orientierung - Foto: Roger Gupta / Wikipedia

Sir Elton John gehört mit Millionen verkauften Tonträgern, überfüllten Konzerten und Top-Gagen zu den erfolgreichsten Popmusikern der Geschichte. Seine musikalische Karriere startete der britische Sänger in den 1970ern, in der die Popkultur mit Geschlechterrollen kokettierte, aber das Thema Homosexualität nicht offen zur Diskussion stellte. Die Extravaganz von John passend zu der Ära schenkte ihm eine schnelle Popularität. Doch hatte er auch mit den Schattenseiten des Ruhms zu kämpfen. Nach seinem Comeback in den 1990ern entschied sich der Star, seine Homosexualität offen zu leben und wurde zum Vorbild der LGBTQI-Bewegung.

Karrierestart und die Turbulenzen der 80er

Elton Johns Erfolgskarriere startete 1970 mit der zweiten Single-Auskoppelung „Your Song“ aus seinem zweiten Album "Elton John“. Sein Erstling „Empty Sky“, der ein Jahr zuvor veröffentlicht worden war, wurde zwar von den Kritikern hochgelobt, verkaufte sich jedoch äußerst schlecht. Auch die Live-Performance des britischen Entertainers fand erst bei Musikkennern Beachtung und kam später beim breiten Publikum an. Doch nachdem ihm der Durchbruch gelungen war, landete er einen Hit nachdem anderen sowohl in seiner Heimatstadt als auch in den USA.

Denn der Paradiesvogel mit seinen extravaganten Kostümen und spektakulären Auftritten passte genau in das Musikerportrait der 70er Jahre, das im Rahmen der populär gewordenen LGBTQI-Bewegung gegen die bestehenden Geschlechterrollen verstieß und Androgynie zelebrierte. Schnell avancierte sich Elton John zur beliebten Gay-Ikone. Trotzdem gehörte er nicht zu den Stars, die ihre sexuelle Orientierung zum Thema machten. Bekannt war, dass er in den 70ern eine Beziehung mit seinem Manager John Reid führte. Als geschickter Geschäftsmann lieferte er jedoch nie ein Statement darüber, um einen öffentlichen Skandal zu verhindern. Denn obwohl die Popstars der Ära mit Geschlechterrollen spielten, waren tatsächliche Coming-Outs immer noch eine wahre Seltenheit. Zu groß war die Angst der Musikkarriere zu schaden. Den ersten Schritt in die Richtung wagte der Entertainer 1976, als er sich in einem Interview für das Musikmagazin Rolling Stone als bisexuell outete.

Die 80er Jahre waren für den „Rocketman“ geprägt von zahlreichen Höhen und Tiefen. Nach seiner Bekennung zur Bisexualität heiratete Elton John 1984 überraschend die Tontechnikerin Renate Blauel. Die Ehe währte nur vier Jahre. Auch seine Musikkariere erlebte einige Turbulenzen. Obwohl er regelmäßig Number-One-Hits landete, hatte der langjährige Drogenkonsum seine Stimme angegriffen, weshalb er sich einer Kehlkopfoperation unterziehen musste. Danach folgte eine schwierige Phase des Drogenentzugs, was ihm nach späteren Aussagen das Leben retten sollte. Zu alldem nahmen die Tode seiner nahen Freunde durch Drogen oder AIDS den Musiker deutlich mit.

Die 1990er Jahre und danach

Erst in den 1990ern erholte sich der britische Star von den Strapazen der vergangenen Jahre und wagte ein selbstbewusstes Comeback. In einem weiteren Interview für die Rolling Stone bekannte er sich 1992 offen zu seiner Homosexualität und beendete die langwierigen Diskussionen um seine sexuelle Orientierung. Damit gehörte er zu den ersten Persönlichkeiten der Musikbranche, die sich öffentlich outeten. Im selben Jahr ging der Superstar ein weiteres Tabuthema offen an und gründete, tief bewegt vom Tod seiner Freunde Freddie Mercury und Ryan White, die Elton John AIDS Foundation. Im Laufe der Jahre wurde Elton Johns Organisation von mehreren Spendenaktionen, wie dem Life Ball in Wien, der 2019 seine letzte Ausgabe feierte, unterstützt und von verschiedenen Unternehmen wie SAP, PokerStars oder druck.at gesponsert. Der Entertainer selbst veranstaltete diverse Benefizkonzerte und initiierte sogar gemeinsam mit dem Ex-Tennisprofi Billie Jean King den Tennisturnier „World Team Tennis Smash Hits“ für den guten Zweck.

In Bezug auf seine musikalische Arbeit waren die 90er und die Jahre danach für Elton John sehr produktiv. Es folgten Top-Hits wie „Sacrifice“, "Circle of Life" or "Believe", Albumproduktionen sowie erfolgreiche Kollaborationen mit anderen Superstars, die allesamt mit Lob und Preisen anerkannt wurden. Ausverkaufte Konzerthallen und Millionengagen gehörten nun zur Routine. 2018 kündigte er schließlich seine letzte Welttournee an. Mit deren Ende in 2023 will sich der britische Musiker endgültig von der Bühne verabschieden.

Das private Glück kam 1993, als Elton John den kanadischen Filmemacher David Furnish auf einer kleinen Halloweenparty kennenlernte. Von Anfang an wurde die Beziehung offen gelebt und das Paar avancierte sich zum Vorbild für die gleichgeschlechtliche Liebe, parallel zu der Tatsache, dass in den 1990ern die LGBTQI-Bewegung in der Öffentlichkeit immer mehr Anerkennung fand. Bis heute gehören John und Furnish zu den ersten Personen der Öffentlichkeit, die Gesetzesänderungen im Rahmen der Gleichberechtigung der LGBTQI-Community in ihrem Leben wahrnehmen. Erst gingen sie eine eingetragene Lebenspartnerschaft ein, dann folgte 2014 nach der Legalisierung der gleichgeschlechtlichen Ehe in England und Wales die Hochzeit und schließlich adoptierten sie zwei Kinder.

Letztendlich kann gesagt werden, dass der „Rocketman“ heute mit seiner offenen Lebensweise um seine Homosexualität als Vorbild für viele Mitglieder der LGBTQI-Community agiert. Denn obwohl seit den 70ern ein weiter Weg geleistet wurde, ist die sexuelle Orientierung jenseits der Heterosexualität in vielen Branchen noch ein Tabuthema. Elton John, der trotz seines musikalischen Erfolgs in den 70ern und 80ern die Nachteile des Versteckspiels privat erlebt hatte, war mit seinem Coming-Out in der Lage, das Tabu in seiner eigenen Branche zu brechen. Neben der Fortsetzung seiner Erfolgskarriere, unterstützt er heute noch mit der AIDS-Foundation zahlreiche Betroffene und führt eine glückliche gleichgeschlechtliche Ehe.

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