- Nachrichten -
Folge uns auf Instagram und Facebook

Tourismus bricht im ersten Halbjahr ein: 56 Prozent weniger Gäste in Flensburg

von

Corona hat zu einem Einbruch in der Beherbergungs- und Gastrobranche geführt. Auch die Menschen, die dort arbeiten, seien auf mehr finanzielle Unterstützung angewiesen, so die Gewerkschaft NGG. Foto: NGG

Corona sorgt für Tourismus-Einbruch: Im ersten Halbjahr haben rund 39.200 Gäste Flensburg besucht – das sind 56 Prozent weniger als im Vergleichszeitraum des Vorjahres. Die Zahl der Übernachtungen sank um 53 Prozent auf etwa 73.300 (Beherbergungsbetriebe ohne Campingplätze). Das teilt die Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten mit. Die NGG beruft sich dabei auf Zahlen des Statistischen Landesamtes. „Die Pandemie hat zu einer beispiellosen Krise im heimischen Gastgewerbe geführt. Erst mussten Hotels, Pensionen, Kneipen und Restaurants über viele Wochen ganz schließen. Und nach dem Lockdown läuft der Betrieb unter Auflagen nur langsam wieder an“, sagt Finn Petersen, Geschäftsführer der NGG-Region Schleswig-Holstein Nord.

 

Unter der Situation litten aber nicht nur die Unternehmen. „Die Folgen sind auch für Köche, Kellner und Hotelangestellte dramatisch. Als Kurzarbeiter mussten sie deutliche Lohneinbußen in Kauf nehmen – in einer Branche, die ohnehin nur geringe Löhne zahlt“, betont Petersen. Nach dieser „Durststrecke“ blickten viele Beschäftigte nun mit Sorge auf die Herbst- und Wintersaison. Nach Angaben der Arbeitsagentur beschäftigt das Hotel- und Gaststättengewerbe in Flensburg rund 2.800 Menschen.

 

„Viele Beschäftigte haben aufgrund der monatelangen Kurzarbeit große finanzielle Sorgen. Mieten, Kredite und andere Zahlungsverpflichtungen können zwar für eine Zeit verschoben werden, aber nicht für immer“, so Petersen. Für Menschen, die selbst mit ihrem normalen Einkommen kaum über die Runden kämen, werde die Rückzahlung zu einem finanziellen Kraftakt, den nicht jeder schaffen könne.

 

Zwar habe die Kurzarbeit bislang einen massiven Anstieg der Arbeitslosigkeit verhindern können. Doch litten viele Beschäftigte weiter unter Job-Angst, da nicht absehbar sei, ob und wie die Betriebe wieder ins Laufen kämen, unterstreicht der Gewerkschafter.

 

„Die Gastronomie ist ein ausgewiesener Niedriglohnbereich und leidet seit Jahren unter einem eklatanten Fachkräftemangel. So verdienen ausgebildete Fachkräfte in Schleswig-Holstein nur 10,69 Euro. Wichtig für Beschäftigte und Unternehmen wäre insofern eine kontinuierliche Lohnentwicklung, um die Branche aus dem Niedriglohnsektor herauszuholen. Wegen der Corona-Krise dürfte das aber schwer werden.“

 

Die Politik sei aufgefordert, die Beschäftigten in der Branche stärker finanziell zu unterstützen und sie vor einem weiteren Abdriften in die Armut zu bewahren. Finanzielle Hilfen für die Betriebe müssten davon abhängig gemacht werden, dass auch bei den Beschäftigten mehr davon ankomme.

 

Nach Angaben des Münchner Ifo-Instituts waren im August bundesweit 377.000 Beschäftigte des Hotel- und Gaststättengewerbes in Kurzarbeit – das ist gut jeder dritte Arbeitnehmer (34 Prozent). Dabei sind die vielen Minijobber der Branche nicht mitgerechnet. Sie haben keinen Anspruch auf das Lohnausfallgeld. In der gesamten Wirtschaft lag der Anteil der Kurzarbeitenden zuletzt bei 14 Prozent. Während des Lockdowns zwischen Anfang März und Ende April wurde laut Arbeitsagentur für neun von zehn sozialversicherungspflichtige Beschäftige im Gastgewerbe Kurzarbeit beantragt.

Zurück