Das Ende eines Stücks Flensburger Stadtgeschichte: Schlachterei Jepsen-Haus wird abgerissen

von Thomsen / Foerde.news

66 Wohnungen sollen auf dem Grundstück entstehen - Fotos: Thomsen
Flensburg – Jahrzehntelang war die Schlachterei Jepsen eine feste Größe in der Flensburger Innenstadt – ihr Ladengeschäft in der Angelburger Straße 48 ein vertrauter Anblick für Generationen von Kunden. Nun verschwindet ausgerechnet dieses Gebäude, das einst den Grundstein für das traditionsreiche Familienunternehmen legte, unwiederbringlich aus dem Stadtbild. Trotz Denkmalschutz wird das Haus abgerissen.

Das kleine Gebäude mit der Hausnummer 48 ist das älteste und zugleich schmalste von drei früheren Jepsen-Häusern in der Angelburger Straße. Erbaut im 18. Jahrhundert, mit Umbauten im 19. Jahrhundert und einem Schaufenster aus den 1950er-Jahren, atmete es Flensburger Geschichte. Doch diese Geschichte endet jetzt: Ein massiver Schwammbefall hat die Bausubstanz derart zerstört, dass selbst eine denkmalgerechte Sanierung als wirtschaftlich und baulich nicht mehr vertretbar gilt.

„Das Gebäude ist leider nicht zu retten“, sagt Architektin Hannah Gloyer, die das Vorhaben im städtischen Gestaltungsbeirat präsentierte. Besonders problematisch: Die enge Bebauung links und rechts lässt kaum Raum für Sanierungsmaßnahmen. Selbst eine teure Instandsetzung würde an den baulichen Gegebenheiten scheitern.

Die Abrisspläne kommen im Rahmen eines größeren städtebaulichen Projekts. Der Flensburger Selbsthilfe-Bauverein (SBV), der das gesamte Karree zwischen Heinrichstraße, Viktoriastraße, Angelburger Straße und Bahndamm bereits vor neun Jahren übernommen hatte, plant hier den Neubau der „Viktoriahöfe“ – ein moderner Wohnkomplex mit 66 Wohnungen. Der Baubeginn könnte noch im Laufe dieses Jahres erfolgen.

Während die benachbarten Häuser mit den Nummern 44 und 46 – darunter das Gebäude mit der früheren Kult-Gaststätte „Schwarzer Walfisch“ – erhalten und saniert werden sollen, wird Nummer 48 der Abrissbirne weichen. Die Denkmalschutzbehörde hat dem Vorhaben bereits zugestimmt.

Langfristig soll an der Stelle des alten Schlachterei-Gebäudes ein neues Wohnhaus entstehen – voraussichtlich mit mindestens einer zusätzlichen Etage, um sich harmonisch in die Höhenstruktur der Nachbargebäude einzufügen. Konkrete Entwürfe liegen bislang jedoch nicht vor.

Mit dem Abriss verschwindet ein Teil der Flensburger Wirtschaftsgeschichte – aber zugleich entsteht Raum für neuen Wohnraum in zentraler Lage. Stadtentwicklung zwischen Bewahrung und Aufbruch.