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Bildungsministerin Karin Prien: Änderung des Schulgesetzes aufgrund der Coronavirus-Pandemie

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Kiel: Wenn wir bis zum Stichtag am 8. Februar 7 Tage eine landesweite Inzidenz von unter 100 hatten, die zudem einen klaren Trend nach unten zeigt, dann gehen die Jahrgänge 1-6 ab dem 15. Februar in den Wechselunterricht. Archivfoto: Thomsen

Am Mittwoch hielt Bildungsministerin Karien Prien eine Rede im Landtag: „Genau heute vor einem Jahr, am 27.01.2020 wurde in Bayern der erste deutsche Corona-Fall bekannt. Seitdem haben wir stetig gelernt. Was bedeutet das eigentlich, „Lernen in der Krise“? Es bedeutet flexibel zu sein und mit Ungewissheit umzugehen.

Es bedeutet zwingend: Sich auf das Wesentliche zu konzentrieren. Das gilt für Schülerinnen und Schüler, die seit fast einem Jahr unter völlig neuen, erschwerten Umständen lernen müssen.

Das gilt für deren Eltern, die neben ihrer Erwerbstätigkeit auch ihre Kinder betreuen und das gilt für Lehrkräfte, Schulleitungen und alle anderen an Schule Tätigen, die digitalen Unterricht umsetzen und gleichzeitig Präsenzangebote schaffen, da wo es nötig ist.

Auf das Wesentliche konzentrieren, das gilt auch für die Politik. Sie muss Prioritäten setzen – und dabei immer flexibel sein.

Prien erläuterte vier Handlungsfeldern:

  1. Schulöffnung

Schleswig-Holstein hat gestern als erstes Bundesland einen Perspektivplan für alle Lebensbereiche vorgestellt. Er bietet auch die dringend notwendige Perspektive für Schulen, Schülerinnen, Schüler und Eltern.

Unser inzidenzgestützter Stufenplan, als Weiterentwicklung des Corona-Reaktionsplanes, beschreibt den Weg zurück zum Präsenzunterricht für so viele Schülerinnen und Schüler wie möglich, so verantwortungsvoll wie möglich. Wichtig ist dies vor allem für die Kinder an den Grundschulen – sie leiden besonders unter der jetzigen Situation und brauchen ihre Lehrkräfte, die sie in der Schule unterstützen und fördern. Bei möglichen Öffnungsschritten berücksichtigen wir sowohl die Inzidenz als auch die Dynamik des Infektionsgeschehens.

Wenn wir bis zum Stichtag am 8. Februar 7 Tage eine landesweite Inzidenz von unter 100 hatten, die zudem einen klaren Trend nach unten zeigt, dann gehen die Jahrgänge 1-6 ab dem 15. Februar in den Wechselunterricht.

Sollte die Inzidenz vor dem 8. Februar bereits 21 Tage deutlich unter 100 mit einem klaren Trend nach unten weisen, dann gibt es ab dem 15.02. Präsenzunterricht für alle Schülerinnen und Schüler von Klassenstufe 1 bis Klassenstufe 6.

Zur Ehrlichkeit, die wir schuldig sind, gehört aber auch zu sagen: Sollte sich das Pandemiegeschehen hingegen deutlich verschärfen und damit die Inzidenz über 100 liegen, würde das die Öffnung der Grundschulen für den Wechsel- oder Präsenzunterricht verzögern.

Aber auch für die Klassenstufen 7 bis 13 und für die berufsbildenden Schulen gibt der Perspektivplan klare Rückkehrmöglichkeiten in den Präsenzunterricht vor. Für die Abschlussklassen und die Prüfungen gilt weiterhin, dass es auf jeden Fall Präsenzangebote geben wird, ab Stufe 2 dann auch Präsenzunterricht für alle Abschlussklassen. Auch die Prüfungen können in Präsenz stattfinden.

Unsere Zusage gilt: Wir geben unseren Schulen und den Familien frühzeitig ein hohes Maß an Klarheit – damit sie sich auf das Wesentliche konzentrieren können.

  1. Ein wichtiges Thema sind die Abschlussprüfungen, die ich als zweites Handlungsfeld erläutern möchte.

Weiter erklärt sie: "Wir haben vergangene Woche in der KMK noch einmal bekräftigt, dass die Abiturprüfungen 2021 stattfinden werden und alle anderen Abschlüsse unter Wahrung der regulären Standards erlangt werden können. Dabei ist das wichtigste Ziel: Die in diesem Jahr erworbenen Abschlüsse werden denen früherer und späterer Jahrgänge gleichwertig sein und von den Ländern gegenseitig anerkannt. Egal, welchen Schulabschluss ein junger Mensch anstrebt – er verdient die Wertschätzung und Anerkennung, den Prüfungserfolg durch eine eigene Leistung zu erbringen!"

Die Schülerinnen und Schüler sind durch die bisherige Schulzeit gut auf den Schulabschluss vorbereitet und können zuversichtlich in die Prüfungen gehen. Herausfordernd ist der fehlende reguläre Präsenzunterricht in Lockdown-Zeiten und die Tatsache, dass die Pandemie bei einigen Schülerinnen und Schülern zu hohen psychischen Belastungen führt. Das ist eine emotionale Ausnahmesituation, die eine sorgfältige pädagogische Begleitung durch die Lehrkräfte erfordert, mehr noch als in gewöhnlichen Prüfungszeiten.

Deshalb müssen wir beides tun: die Abschlussprüfungen für alle sicher ermöglichen und zugleich Erleichterungen unter Wahrung der geltenden Standards und Anpassungen an die derzeitige Situation vornehmen.

Für den ESA und den MSA werden die Schülerinnen und Schüler ab dem 1. März eine intensive und gezielte Vorbereitung auf die schriftlichen Prüfungsfächer bekommen. Das können wir und das hat auch im letzten Jahr sehr gut funktioniert.

Wir reduzieren die Anzahl der schriftlichen Prüfungen, verlängern die Bearbeitungszeit und ermöglichen auf Wunsch eine weitere mündliche Prüfung, durch die ausschließlich eine Verbesserung erreicht werden kann. Sollten die Prüfungsergebnisse aller Schülerinnen und Schüler in einem Prüfungsfach deutlich nach unten vom Durchschnitt der letzten drei Vor-Pandemie-Jahre abweichen, kann die Schulaufsicht eine Anpassung der Noten vornehmen.

Auch für die Abiturientinnen und Abiturienten ermöglichen wir eine gezielte Vorbereitungszeit auf die Prüfungen. Außerdem sehen wir eine größere Auswahlmöglichkeit der Aufgaben und eine Zeitverlängerung während der Prüfungen vor. Zusätzlich stimmen wir in der KMK ab, ob wir im Abitur bei deutlich nach unten abweichenden Durchschnittsergebnissen eine Anpassung der Noten vornehmen.

Die besonderen Herausforderungen der Schülerinnen und Schüler haben wir auch bei der Frage der freiwilligen Wiederholung im Blick. Ja, es ist unser großes Ziel – und auch unsere Verantwortung – jedem jungen Menschen Mut zu machen, ihm Zuversicht zu schenken, dass er aus dieser Krise gestärkt hervorgeht und die kommenden Herausforderungen meistert. Ich bin sicher, die meisten Schülerinnen und Schüler werden ihre schulische Laufbahn dank des großen Engagements ihrer Lehrkräfte wie geplant fortsetzen.

Aber wir dürfen auch jene nicht aus dem Blick verlieren, die durch die Pandemie unter hohen psychischen Belastungen leiden. Für diese Schülerinnen und Schüler werden wir ein freiwilliges Wiederholen im Einzelfall und nach Beratung für alle Jahrgänge ermöglichen. Das Corona-Wiederholungsjahr wird nicht mitgezählt, es hat also keine Auswirkungen auf die Höchst-Verweildauer insbesondere in der Oberstufe.

  1. Lernen auf Distanz

Das wesentliche Ziel im Lernen auf Distanz ist, dass wir die Auswirkungen der Pandemie auf den Lernfortschritt der Schülerinnen und Schüler so gering wie möglich halten, Lernen auf Distanz kann deshalb auch keine gleichwertige Alternative zum Präsenzunterricht sein. Aber es ist eine Möglichkeit, die Auswirkungen der Krise auf Kinder und Jugendliche so gut es geht abzufedern. Und das klappt insgesamt gut – wie eine Kurzumfrage des IQSH unter Schülerinnen und Schülern, Lehrkräften und Eltern zu den Distanzlernübungstagen gezeigt hat.

Guter Unterricht, das hat die Umfrage gezeigt, ist weniger abhängig davon oder daran zu messen, wie oft eine Videokonferenz stattgefunden hat, sondern mehr davon, ob Ziele geklärt wurden und Lernfortschritte angeleitet wurden, ob das Lernen strukturiert wurde und wie Schülerinnen und Schüler dabei unterstützt wurden. Wichtig ist auch die Qualität des Feedbacks der Lehrkraft. Guter Unterricht ist – gerade in dieser Ausnahmesituation – kein Unterricht von der Stange, sondern ein individuelles Eingehen auf jede Schülerin und jeden Schüler.

Damit komme ich zum vierten Handlungsfeld:

  1. Digitalisierung

Der Digitalpakt war und ist kein Kriseninstrument. Der Digitalpakt hat zum Ziel, die Technik innerhalb der Schulgebäude, also Leitungen, WLAN und Präsentationstechnik zu verbessern. Das hilft, wenn Schülerinnen und Schüler tatsächlich im Klassenraum und nicht im Kinderzimmer sitzen.

Investitionen in die digitale Infrastruktur erfordern einen durchdachten Medienentwicklungsplan und ein medienpädagogisches Konzept an den Schulen, sowie eine gezielte Fortbildungsplanung für das Kollegium. Diese langfristige Entwicklung in Schule ist definitiv nicht Bestandteil einer akuten Krisenbewältigung.

In unserer derzeitigen Situation ist der Digitalpakt also nur begrenzt relevant. Dennoch arbeiten wir mit hoher personeller und finanzieller Unterstützung daran, die Antragsquote der Schulträger weiter zu erhöhen und verschlanken das Antragsverfahren. Mitten in der Pandemie ging und geht es aber vor allem darum, möglichst schnell ein Lernen auf Distanz, also außerhalb der Schulen, zu ermöglichen. Dafür braucht es insbesondere mobile Endgeräte für unversorgte Schülerinnen und Schüler und für Lehrkräfte. Bis dato wurden mithilfe des Sofortausstattungsprogramms 28.400 Endgeräte für Schülerinnen und Schüler an die Schulträger ausgeliefert. Das ist und bleibt ein großer Erfolg.

Um die Kommunen finanziell zu entlasten, hat das Land den Eigenanteil beim Sofortausstattungsprogramm übernommen. Wir bringen darüber hinaus aktuell weitere 14 Mio. € Landesmittel für zusätzliche Leihgeräte für Schülerinnen und Schüler auf den Weg.

Bei den Endgeräten für Lehrkräfte hat Schleswig-Holstein die Vereinbarung bereits unterzeichnet, es fehlen aber noch die Unterschriften weitere Länder.

Weiter fragte sie: "Was ist in der aktuellen Situation – aber auch langfristig – noch wesentlich für unsere Schulen?"

Ein gutes Lernmanagementsystem! Ein solches haben wir den Schulen in Rekordzeit zur Verfügung gestellt. Mit Stand vom 21. Januar 2021 wird das System an 342 Schulen bereitgestellt und hat während der letzten Wochen bereits vielerorts gut funktioniert und verzeichnet hohe Nutzerzahlen. Dabei machen wir den Schulen ein Angebot. Wir lassen in der Krise die Entscheidung bei den Schulen, mit welchen Systemen sie arbeiten wollen. Es geht jetzt um die richtige Lösung an jeder einzelnen Schule und es geht darum, nicht während einer Krisensituation noch ein zusätzliches Umsteuern zu verlangen.

Aber meine Damen und Herren, die besten technischen Voraussetzungen helfen uns ohne die entsprechende fachliche Umsetzung nicht weiter.

"Bei einem Landesfachtag am 6. Februar werden wir mit Experten und verschiedenen Akteure aus Schule diskutieren, welche Schlussfolgerungen wir aus der Evaluation der Distanzlerntage ziehen und wie wir es erreichen, dass die Qualitätsstandards für das Lernen mit digitalen Medien an den Schulen noch besser umgesetzt werden können." teilte die Bildungsministerin mit

Seit dem ersten Lockdown haben rund 7.500 Lehrkräfte aus Schulen aller Schularten an Fortbildungen des IQSH teilgenommen. Fast das gesamte Programm wurden online durchgeführt.

Um die Schulen beim digitalen Lernen fachlich nachhaltig zu unterstützen, werden wir außerdem 250 Stellen zusätzlich bereitstellen. Wir wollen Entwicklungsperspektiven für die schulische Bildung im digitalen Zeitalter entwickeln und umzusetzen, und zwar an den Schulen selbst, aber auch in allen drei Phasen der Lehrkräftebildung. Deshalb werden wir für dieses Vorhaben eng mit den Hochschulen und dem IQSH zusammenarbeiten.

Außerdem sagte sie in Ihrer Rede: "Meine Damen und Herren, selbst bei deutlicher Überschreitung meiner Redezeit wird es mir nicht gelingen, auf all die Maßnahmen hinzuweisen, die wir im Bereich der Digitalisierung auf den Weg gebracht haben. Deshalb freue ich mich, Ihnen noch in diesem Quartal, und ab dann jährlich, den Digitalisierungsbericht der Landesregierung vorzustellen."

Ich habe mehrfach darauf hingewiesen, dass wir jetzt in der Krise nicht jahrzehntelange Versäumnisse nachholen können. Und die Betonung liegt ausdrücklich nicht auf den Versäumnissen einer Vorgängerregierung, sondern tatsächlich auf Jahrzehnten, in denen wir als Gesellschaft die Digitalisierung der Bildung nicht ernst genug genommen haben.

Auch jetzt läuft bei der Digitalisierung noch nicht alles perfekt. Aber das Wesentliche für den Moment haben wir erfolgreich umgesetzt oder auf den Weg gebracht. Und das ist das, was zählt in dieser Krise!

Ich möchte noch die Möglichkeit nutzen, über Fehlerkultur als ein weiteres wesentliches Element der Krisenbewältigung zu sprechen. Seien Sie gewiss, wir tun alles dafür, um Missverständnisse zu verhindern oder bei Bedarf schnell aufzuklären. Aber ja – wir sind nicht frei von Fehlern. Das Pensum, das meine Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter gerade bewältigen müssen, ist enorm. Es wird ihren Leistungen nicht gerecht, wenn wir jetzt nur das Haar in der Suppe suchen.

Ich möchte an dieser Stelle allen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern meines Ministeriums, den Schulleitungen, Lehrkräften und Schulämtern für ihren unermüdlichen Einsatz danken.

Meine Damen und Herren, sich auf das Wesentliche zu konzentrieren, das heißt auch: Entscheidungen zu treffen. Das ist nicht immer einfach und das geschieht nirgendwo fehlerfrei. Alle, die politische Verantwortung tragen, bekommen das gerade zu spüren. Wer keine Verantwortung trägt, tut sich leichter damit, dieses oder jenes zu fordern und im Nachhinein alles besser zu wissen. Diese Krise ist eine tägliche Herausforderung. Für Schülerinnen und Schüler, für Eltern, für Lehrkräfte und Schulleitungen, für Verwaltung, für Ministerinnen und Minister aber auch für Oppositionspolitiker.

Konzentrieren wir uns auf das Wesentliche!

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