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Kiel bekommt eine Tram

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In rund zehn Jahren soll die Stadtbahn fertig sein. Die erste Linie kann im Idealfall 2033 oder 2034 in Betrieb genommen werden. Fotos: Stadt Kiel / Planungsbüro Ramboll

Die Kieler Ratsversammlung ist am 17. November 2022 mit großer Mehrheit der Empfehlung der Gutachter zum System- und Netzentscheid gefolgt und hat sich dafür ausgesprochen, eine Tram in Kiel zu bauen. Darüber hinaus wurden die nächsten Planungsschritte für das Stadtbahnprojekt beschlossen.

Kiels Oberbürgermeister Ulf Kämpfer bezeichnet diesen Ratsbeschluss als ein für Kiel historisches Ereignis. „Die Mobilitätswende mit dem Neubau einer Tram enorm voranzubringen ist für die Kieler Stadtentwicklung eine riesige Chance, die nur vergleichbar mit den Olympischen Segelwettbewerben 1972 ist. Gemeinsam ist es uns gelungen, breite und parteiübergreifende Unterstützung für dieses Projekt herzustellen.

Die zweijährige ergebnisoffene Prüfung, ob eine Tram oder stattdessen lieber ein Bus Rapid Transit eingeführt werden sollte, hat dazu geführt, dass Vor- und Nachteile gründlich diskutiert und abgewogen wurden. Die Vorteile der Tram überwiegen deutlich. Hinzu kommt: Für die Tram lassen sich bis zu einer halben Milliarde Euro Fördergelder vom Bund gewinnen, für den BRT keine.“

Mobilitätswende als gesamtgesellschaftliche Herausforderung

Mit den Grundsatzbeschlüssen des Masterplans 100 % Klimaschutz und des Masterplans Mobilität der KielRegion hat die Landeshauptstadt Kiel ambitionierte Ziele: So soll der Anteil des motorisierten Individualverkehrs von 38 Prozent im Jahr 2018 auf 25 Prozent bis zum Jahr 2035 sinken, der Anteil des öffentlichen Personennahverkehrs (ÖPNV) sich nahezu verdoppeln. Das Busangebot in der Landeshauptstadt Kiel stößt jedoch bereits heute an seine Grenzen. Die Landehauptstadt Kiel braucht daher ein neues hochwertiges und leistungsstarkes ÖPNV-System. Um das zu erreichen, wurden im Rahmen einer Trassenstudie zwei Systeme untersucht – die Tram und das Bus-Rapid-Transit-System (BRT).

Ergebnisse der Trassenstudie

Mit der Bearbeitung der Trassenstudie war das Planungsbüro Ramboll beauftragt worden. Von November 2020 an hat das Büro intensiv die Planung für die beiden Systemvarianten (Tram und BRT) bearbeitet. Es wurde ein finales Strecken- und Liniennetz von 35,8 Kilometer Länge für beide Systeme entworfen, welches zudem über einen Betriebshof an der Diedrichstraße mit ausreichend Kapazität verfügt und dessen technische Machbarkeit und volkswirtschaftlicher Nutzen nachgewiesen wurden. Darüber hinaus wurden weitere Aspekte der Einführung eines solchen Systems vertiefend untersucht, so zum Beispiel Umweltauswirkungen, Städtebau, elektromagnetische Verträglichkeit besonders sensitiver Einrichtungen, die Integration und das Zusammenspiel mit anderen Verkehrsträgern.

Für die Bewertung wurden über 40 Merkmale unter anderem in den Kategorien Nutzungsfreundlichkeit, Betrieb, Kosten und Umwelt aufgestellt. In vielen sind Hinweise aus den Beteiligungsverfahren enthalten.

Während die Nutzungsfreundlichkeit in beiden Systemen fast gleich ist, schneidet die Tram bei den langfristigen Betriebskosten günstiger ab. Bei den Investitionskosten ist das BRT zwar um ein Viertel billiger, aber der volkswirtschaftliche Nutzen der Tram liegt höher: Für jeden Euro, den die öffentliche Hand in die Tram investiert, wird ein volkswirtschaftlicher Nutzen von 1,47 Euro erwartet, beim BRT-System nur 1,10 Euro.

Dazu kommt die Bundesförderung: Berlin beteiligt sich finanziell nur an den Infrastrukturkosten von Schienensystemen und dann mit bis zu 75 Prozent. In der Kombination mit einer Zusatzförderung des Landes könnte Kiel hier sogar eine Förderquote für die Infrastruktur von bis zu 90 Prozent erreichen. Das BRT-System müssten die Landeshauptstadt Kiel und das Land demgegenüber allein finanzieren.

Auch beim Thema Umwelt schneidet die Tram etwas besser ab: Während beim BRT für die Trasse große Flächen versiegelt werden müssten, können für die Tram in weiten Teilen Rasengleise eingesetzt werden. Der Flächenbedarf ist insgesamt geringer.

Wie geht es weiter?

Die Ratsversammlung hat die Stadtverwaltung beauftragt, den intensiven Informations- und Beteiligungsprozess der Öffentlichkeit zur Einführung eines hochwertigen ÖPNV-Systems im Rahmen der Vorplanung fortzuführen. Die Ratsversammlung hat der Zielvereinbarung zwischen dem Verein „Die Holtenauer e.V.“, der Firma Kersig GmbH & Co. KG (Immobilien) und der Landeshauptstadt Kiel zugestimmt und beauftragt die Verwaltung, vergleichbare Vereinbarungen mit anderen Vereinen und Verbänden zu schließen, um eine hohe Akzeptanz für die Planung eines neuen ÖPNV-Systems zu erreichen.

Im Rahmen der Trassenstudie hat sich der Austausch mit anderen Städten, die entsprechende Erfahrungen mit ÖPNV-Systemen und damit zusammenhängenden Fragen haben, als wichtiger und hilfreicher Schritt herausgestellt. Die Verwaltung wird prüfen, inwieweit ausgewählte Expert*innen bereit sind, als Teil eines Beratungsgremiums den Planungsprozess in Kiel zu begleiten sowie die Verwaltung und Steuerungsgruppe zu beraten.

Mit einer bundesweiten Personalkampagne werden nun Fachkräfte für die Umsetzung des Projektes gesucht.

In rund zehn Jahren soll die Stadtbahn fertig sein. Die erste Linie kann im Idealfall 2033 oder 2034 in Betrieb genommen werden.

„Allen Beteiligten möchte ich an dieser Stelle meinen großen Dank aussprechen für viel Arbeit, noch mehr Ideen, lebendige Diskussionen, ehren- und hauptamtliche Arbeit, für Engagement, Mut, Streitlust und den immer wieder mit Fakten untermauerten Glauben daran, dass wir in Kiel Großes bewegen können“, sagt Oberbürgermeister Ulf Kämpfer.

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